Der 9. WEISS-PREIS 2022 wurde Univ.-Prof. Dr. Bernadett WEINZIERL für ihr eingereichtes Projekt „In situ Messungen von Mikroplastik in der Atmosphäre“ zuerkannt. Die feierliche Preisverleihung fand im Lise-Meitner-Saal des FWFs am 24. Mai 2023 durch den Stiftungsvorstand Dkfm. Rudolf Bauer, die kfm. Vizepräsidentin des FWF Mag. Ursula JAKUBEK und den FWF-Präsidenten Dr. Christof GATTRINGER im Beisein von Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Robin GOLSE, dem Dekan der Fakultät für Physik an der UNI Wien statt.
Dr. Bernadett WEINZIERL ist seit 2016 Professorin für Aerosol- und Cluster-Physik an der Fakultät für Physik der Universität Wien. Zuvor leitete die passionierte Wissenschaftlerin die Aerosol-Gruppe des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Oberpfaffenhofen und wurde 2022 zur Vizepräsidentin der internationalen Organisation GAef (Association for Aerosol Research) ernannt. Der
Ihr Forschungsinteresse liegt auf der Entwicklung bzw. Weiterentwicklung innovativer Analyse- und Messungsmethoden für den Nachweis von Mikroplastik in der Atmosphäre. Alle kleinen Teilchen, die in der Luft schweben, sind Aerosolpartikel, oft auch als Feinstaub bezeichnet. Ihr Durchmesser reicht von weniger als 2,5 Mikrometer bis mehr als 10 Mikrometer und je nach Ursprung bestehen sie aus unterschiedlichen Materialien, zB, Mineralstaub, Ruß, Sulfat … oder eben Kunststoffteilchen. Von Luftströmungen über weite Strecken transportiert, absorbieren, streuen und emittieren Aerosolpartikel zum einen Strahlung, verändern aber auch die Bildung, Eigenschaften und Lebensdauer von Wolken, beeinflussen die Luftqualität und beeinträchtigen damit die Gesundheit der Menschen. Besonders stark wird das Ökosystem der Erde durch Mikroplastik belastet, das allgemein bekannt in Flüssen und Meeren eine Gefahr für Mensch und Umwelt darstellt. Mikroplastik wurde auch bereits in der Atmosphäre entdeckt. Mangels geeigneter Daten lässt sich nur noch nicht sagen, wie stark die Luft bereits durch Mikroplastik verschmutzt ist. Die Erforschung von Mikroplastik in der Atmosphäre steht erst am Anfang. Insbesonders fehlen Nachweismethoden für luftgetragene Mikroplastik-partikel, die kleiner als 10 Mikrometer sind und über weite Strecken in der Atmosphäre transportiert werden können. Deshalb ist es derzeit nicht möglich, die atmosphärischen, klimatischen, ökologischen und gesundheit-lichen Auswirkungen von Mikroplastik in der Atmosphäre zu bewerten.
In ihrem Forschungsprojekt geht es Dr. Weinzierl um die Frage, wie hoch die Atmosphäre bereits mit Plastikteilchen belastet ist, welche Form die Plastikfasern haben und wie sie fluoreszieren. Mit neuen innovativen analytischen Methoden in Labor- und Feldexperimenten soll die Umwelt-belastung durch Kunststoffteilchen in der Atmosphäre nachgewiesen und bewertet werden. Dafür sind intensive Messkampagnen am neuen Aerosolobservatorium der UNI Wien und am Sonnblick Observatorium in den Hohen Tauern geplant, sowie Messfahrten in und um Wien.
Mit dem „PlasticSphere-Projekt“ wird die Aerosol- und Umweltphysikerin die grundlegenden Schritte zur Quantifizierung der Konzentrationen und Eigenschaften von Mikroplastik in der Atmosphäre setzen, um deren Quellen, Transport und Verteilung systematisch bewerten zu können. Ziel ist es das Prozessverständnisses zu Mikroplastik in der Atmosphäre zu ver-bessern und so eine wichtige Grundlage zu schaffen für die Beantwortung von klima-, ökosystem- und gesundheitsbezogenen Fragen und für die Entwicklung von Strategien zum Umgang mit Plastikmüll.